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Dr. Martin Weidinger - Wenn der "Wilde Westen" zum modernen Rechtsstaat wird - John Fords The Man Who Shot Liberty Valance


Die Welt eines mythischen Westens, der als Sinnbild für das „wahre Amerika“ steht, ist ein weitgehend staatsfreier Raum, um starke Männer herum organisiert, unter deren Schutz und Führung sich Gemeinschaften bilden können. In der Regel präsentiert sich in diesen Darstellungen das Bild vormoderner, autoritärer Strukturen. John Fords The Man Who Shot Liberty Valance zeigt den Moment des Übergangs dieser mythischen Welt eines Ur-Amerika in einen entlang moderner demokratischer Regeln organisierten und verwalteten Rechtsstaat, der freilich nicht weniger patriarchal strukturiert ist als der „wilde“ Westen davor. Nicht ohne Wehmut und Nostalgie in eine scheinbar bessere Vergangenheit blickend, stellt Ford dar, wie die archaischen Strukturen, verkörpert in der Figur eines traditionellen Westerners, dem Modell eines modernen, demokratischen Staates, personifiziert durch einen aus dem Osten kommenden Anwalt, weichen.

Dr. Weidinger ist Lektor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und beschäftigt sich mit Cultural Studies, Ideengeschichte, Film Studies, Nordamerikastudien und Genderforschung.