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Anmerkung: Miha Veingerl ist/war natürlich Monja Arts Regieassistent.

Der Bericht von Gabrielle Schlutz/Media Biz:

Anemonis

... nennt sich ein No-Budget-Film in acht Szenen zum Thema queere Lebenswelten. Geschrieben und gedreht wurde er von der Germanistik- und Philosophie-Studentin Monja Art.
Ein Bericht von Gabrielle Schultz.

„Manchmal passiert es, dass aus kleinen Dinge große werden“, schreibt Monja Art in ihrer Presseaussendung zu ihrem Erstlingsfilm „Anemonis“. Was am Institut für Germanistik an der Universität Wien im Wintersemester 2004/2005 als Uni-Projekt begann, wuchs im Laufe von Monaten zu einem 72 Minuten langen Spielfilm heran. Ohne Subventionen oder Sponsoring. Ohne Unterstützung von erfahrenen Profis aus der Branche. Mit einer Mini-DV Kamera von Canon drehte die 21-jährige Monja Art, die seit ihrer Kindheit schreibt, mit Laienschauspielern acht Szenen, in denen sie die unterschiedlichsten queeren Lebenswelten und Stile thematisiert: Travestie, Asexualität, Homosexualität und Islam, Transgender und Heterosexualität, Bisexualität, weibliche Homosexualität, Sodomie, männliche Homosexualität und Ehe. Geschnitten hat sie den Film auf ihrem PC mit der Software Adobe Premiere 6.0.
Den blumigen Titel „Anemonis“ hat sie ihrer Regieassistentin Miha Veingerl zu verdanken, die sich bei der Wortschöpfung von zwei Mythen inspirieren ließ: Anemone und Atlantis. Als Adonis getötet wurde, zauberte Aphrodite aus seinem Blut weiße Anemonen als Symbol für ihre Liebe, die mit dem Tod endete. Bis heute hat sich die von Plato geschaffene Legende über das versunkene, idealisierte Inselreich Atlantis gehalten, das er in seinen Dialogen Timaios und Kritias niederschrieb. Der Kunstbegriff „Anemonis“ spiegelt bereits Monja Arts Herangehensweise an das Thema Queerness und deren stilistische Umsetzung: Wie werde ich Mensch in einer von Heterosexualität geprägten Welt? Wie werde ich der Mensch, den ich erträume? Wie überwinde ich innere und äußere Grenzen, die mich an meiner Menschwerdung hindern? Wie erkenne ich Sein und Schein? Art nimmt die Zuschauer mit auf eine avantgardistische Reise durch die Gedankenwelt von Menschen, die um ihre Identität ringen, die wie ängstliche Hürdenläufer immer wieder zum perfekten Sprung in IHR Leben ansetzen in der Hoffnung, sich nicht selbst zu disqualifizieren.
Ohne präzise Antworten zu geben, fügt die Regisseurin Gedankenfetzen, Zitate, Monologe, Gesten und Blicke von unterschiedlichen Charakteren in acht Szenen zusammen, die Raum für eigene Wahrnehmungen und Gedanken lassen. Bei der szenischen Auflösung und der durchdachten Farbdramaturgie zeigt sich eine eigenwillige gestalterische Handschrift, die für eine 21jährige außergewöhnlich ist. Einziger Schwachpunkt sind die Laiendarsteller, die nur in wenigen Momenten glaubwürdig wirken.
Monja Art, die mit ihrem ersten Roman „Geh mit mir. Egal wohin“ bereits zweimal unter die Finalisten beim Internationalen Schriftstellerwettbewerb in Hollywood gekommen ist, will auch in Zukunft Filme drehen. Vielleicht irgendwann mit professionellen Darstellern. Ihr vielversprechendes Erstlingswerk wurde bereits zur Teilnahme am 20. „Gay and Lesbien Film Festival“ nach Brüssel eingeladen. Bei weiteren internationalen Festivals liegt es zur Sichtung vor.

Schultz, Gabrielle: Anemonis: No-Budget-Film. In: Media Biz. Nr. 119. Dezember 2005. S. 27.